Endoskopie (Übersicht)
Übersicht
Vorteile, Nachteile
Grenzen und Möglichkeiten
Typische Indikationen
Prinzip
Beteiligte Strukturen
Übersicht
Endoskopie ist die bildgebende Untersuchung des Körperinneren über natürliche Körperöffnungen. Sie ist
von minimal-invasiven chirurgischen Verfahren abzugrenzen, bei denen z.T. ähnliche Geräte zum Einsatz
kommen, die aber keine natürlichen Körperöffnungen sondern chirurgische Zugangswege verwenden.
Es werden drei Arten von Endoskopen unterschieden: Starre, flexible und Videoendoskope.
Vorteile, Nachteile
Einer der größten Vorteile endoskopischer Verfahren ist, dass sie keine sterile Arbeitsumgebung benötigen.
Da Körperöffnungen physiologischerweise permanent mit Krankheitserregern in Kontakt kommen, besitzen sie
entsprechende Abwehrmechanismen. Lediglich das Arbeitsgerät hat aus hygienischen Gründen steril zu sein.
Daher können endoskopische Geräte mit vergleichsweise geringem Aufwand vorgehalten werden und sind ggf.
auch mobil einsetzbar.
Jedoch benötigen auch endoskopische Verfahren zur Durchführung eine Vorbereitung und nicht-ärztliches
Personal (Endoskopieassistenz).
Der größte Nachteil endoskopischer Verfahren ist daher ihre Abhängigkeit von spezifisch geschultem
nicht-ärztlichen Personal. Endoskopieassistenz ist eine Fortbildung, die in der Regel durch Pflegepersonal absolviert wird.
Während beispielsweise im OP auch Medizinstudenten assistieren können und bei klaren Anweisungen durch den
Operateur die geforderten Aufgaben erfüllt werden können, arbeiten die Endoskopieassistenten eine Reihe
von Aufgaben während der Untersuchung ab, die Training und Erfahrung voraussetzen.
Endoskopische Verfahren stehen daher nicht in allen Fachrichtungen flächendeckend zur Verfügung.
Grenzen und Möglichkeiten
Die Aussagekraft der Endoskopie hängt von mehreren Faktoren ab: den Fertigkeiten der Untersucherin/des Untersuchers im Umgang mit
dem Endoskop sowie der Fähigkeit das Gesehene zu deuten.
Endoskopische Verfahren müssen unter Anleitung erlernt werden. Dafür sind viele hundert Untersuchungen notwendig,
um eine gewisse Sicherheit im Umgang mit dem Verfahren zu erlangen. Zudem ist das Verständnis der möglichen
Pathologien notwendig, die im Verlaufe einer Untersuchung gesehen werden können.
Eine jede endoskopische Untersuchung ist also untersucherabhängig. Zwar können die Videoaufzeichnungen einer
Videosendoskopie noch einmal begutachtet werden, wenn jedoch beispielsweise kritische Stellen gar nicht erst
betrachtet worden sind, ist sie ggf. wertlos.
Daher ist nur eine sorgfältige, fachgerecht durchgeführte endoskopische Untersuchung verwertbar.
Sofern die Endoskopie auch therapeutische Zwecke erfüllt, sind Kenntnisse und Geschick der Ärztin/des Arztes umso
kritischer, da hier nicht mehr nur die Bildgebung von Bedeutung ist, sondern die unmittelbare Handlung am Zielgewebe.
Liegen die notwendigen Voraussetzungen vor, bietet die Endoskopie zahlreiche Möglichkeiten: Von der
diagnostischen Bildgebung, über die interventionelle Endoskopie bis hin zur Notfallendoskopie, bei
der häufig bei Beginn der Prozedur noch nicht klar ist, ob und inwieweit eine therapeutische Intervention
notwendig ist oder nicht.
Begrenzt wird die Endoskopie durch eine Reihe von Faktoren. Neben fehlenden oder unzureichenden Kenntnissen
und Fertigkeiten der untersuchenden Person sind anatomische Variationen, raumfordernde Prozesse und Patient(inn)en, bei
denen die zu untersuchenden Strukturen teilweise durch künstliche Teile ersetzt oder durch Vor-OPs vernarbt
worden sind, erhebliche Einflussfaktoren.
Anatomische Variationen können verhindern, dass ein Endoskop überhaupt sein Ziel erreicht. Gleiches gilt für
raumfordernde Prozesse. Sind einzelne oder ganze Abschnitte des Zugangsweges durch künstliche Strukturen
ersetzt worden, ist es ebenfalls möglich, dass eine Endoskopie nicht durchgeführt werden kann.
Typische Indikationen
Je nach Fachrichtung ist das Indikationsspektrum sehr groß. Es können sehr viele diagnostische Fragen geklärt und Interventionen
unmittelbar durchgeführt werden. Mehr siehe
beteiligte Strukturen.
Prinzip
Ein starres Endoskop leitet die Bildinformationen durch ein Linsensystem im Inneren des Endoskopes an das Okular weiter.
Sehr verbreitet ist das Stablinsensystem, bei dem das Licht durch Stablinsen geleitet und an Luftlinsen zwischen den
Stäben gebrochen wird. Dadurch sind sehr kleine Linsendurchmesser möglich. Das notwendige Licht wird über einen
angeschlossenen Lichtleiter an die Spitze des Endoskopes weitergegeben.
Bei einem flexiblen Endoskop werden Bild und Licht über Glasfaserbündel übertragen. Zudem können Arbeitskanäle
zum Einführungen von Instrumenten vorhanden sein.
In starren und flexiblen Endoskopen sieht die untersuchende Person das Bild in der Regel mit einem oder mit zwei Augen,
wie in einem Mikroskop. Das Bild ist häufig zudem verkehrt herum oder in anderer Weise gespiegelt. Dieser Umstand
verdankt der Endoskopie auch den Begriff "Spiegelung".
Videoendoskope benötigen kein Licht, das direkt übertragen wird, sondern besitzen eine Kamera an ihrer Spitze,
sie sind praktisch alle flexibel. Die Bildqualität kann von mäßig bis ultra-HD reichen, zudem können Farbfilter
vorgeschaltet werden, die auch Bereiche des nicht sichtbaren Lichts sichtbar machen. Alle gesammelten Bilddaten
bzw. Videos können gespeichert und auch ins Kliniknetzwerk übertragen werden. Auch Videoendoskope besitzen Arbeitskanäle.
Starre und flexible Endoskope unterscheiden sich technisch kaum von ihren ersten Exemplaren. Im Bereich der
Videoendoskopie werden die Kameras jedoch immer besser, ihre Auflösung immer höher und die Arbeitskanäle
können mehr und bessere Technik beherbergen.
Eine besondere Form der Endoskopie ist die Kapselendoskopie. Dabei wird eine Kapsel verschluckt, welche auf ihrem Weg
durch den Verdauungstrakt kontinuierlich Bilder mit einer Kamera
aufzeichnet. Sie wird über den Darm ausgeschieden, die Bilder können per Funk sofort übertragen werden.
Die wichtigste Weiterentwicklung der Arbeitskanäle ist die Möglichkeit, mit Hilfe von Hitze, Laser oder anderer
Methoden Strukturen zu veröden bzw. zu verkleben sowie histologische Proben zu entnehmen.
Neben der diagnostischen Endoskopie hat sich die interventionelle Endoskopie herausgebildet. Hier befinden sich
in den Arbeitskanälen der Geräte zusätzliche Instrumente, deren Einsatz direkte therapeutische Effekte haben.
Dazu zählen neben Gerätespitzen zur Verödung oder Verklebung auch Instrumentarien zum Einbringen von
Medikamenten und anderen Wirkstoffen, außerdem Greifzangen und andere Werkzeuge zur Entfernung von
Fremdkörpern oder eingebrachten Medizinprodukten.
Beteiligte Strukturen
Die beteiligten Strukturen sind abhängig von der Art der Endoskopie. Folgende Formen gibt es:
- Spiegelung des Atmungssystems: Nasen- und Nasennebenhöhlenspiegelung (Sinuskopie),
Endoskopie unter Narkose zur Ermittlung der Ursache des Schnarchens (Somnoendoskopie), Kehlkopfspiegelung
(Laryngoskopie), Lungenspiegelung (Bronchoskopie)
- Spiegelung am Magen-Darm-Trakt: Speiseröhre (Ösophagoskopie),
Magen (Gastroskopie),
Zwölffingerdarm (Duodenoskopie) allein oder mit
Röntgendarstellung von Gallengängen und Pankreasgang (ERCP),
Dünndarmspiegelung (Kapselendoskopie),
Dickdarmspiegelung (Proktoskopie, Rektoskopie, Sigmoidoskopie, Koloskopie)
- Spiegelung des Harnsystems: Harnblasenspiegelung (Cystoskopie), Harnleiterspiegelung (Ureteroskopie)
- andere Organe: Spiegelung der Vagina (Scheide) und des in der Vagina gelegenen Muttermundes (Kolposkopie),
Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie)
- einfache Formen der Endoskopie: Ohrenspiegelung (Otoskopie) mit dem Ohrtrichter oder Otoskop, Nasenspiegelung
(Rhinoskopie) mit dem Spekulum oder einem flexiblen oder starren Nasenendoskop, Spiegelung des Rachenraums
(Pharyngoskopie) mit dem Spiegel, Laryngoskop oder dem flexiblen Rhinoskop