Koloskopie und Rektoskopie
Übersicht
Vorteile, Nachteile
Grenzen und Möglichkeiten
Typische Indikationen
Prinzip
Beteiligte Strukturen
Übersicht
Die Koloskopie ("Darmspiegelung") ist ein
endoskopisches Verfahren der Gastroenterologie, das der Beurteilung des
Dickdarms dient. Im Rahmen der Untersuchung lassen sich kleinere therapeutische Interventionen durchführen.
Es ist eine der am häufigsten durchgeführten Untersuchungen der Inneren Medizin.
Es handelt sich um ein Verfahren, das sowohl diagnostisch, als auch unmittelbar therapeutisch, auch in der
Notfallversorgung, eingesetzt wird.
Die Rektoskopie ist eine Koloskopie, bei der das Endoskop nur bis in das Rektum eingebracht wird.
Vorteile, Nachteile
Vorteile:
- breite Verfügbarkeit des Verfahrens
- Methode, die diagnostisch und therapeutisch genutzt werden kann
- niedrige Komplikationsraten
Nachteile:
- nur Strukturveränderungen, die auch von luminal sichtbar sind, können beurteilt oder behandelt werden
- die Perforation, wenngleich sehr selten, ist eine lebensbedrohliche Komplikation
Grenzen und Möglichkeiten
Die Koloskopie ermöglicht die direkte Beurteilung der zu untersuchenden Strukturen mit dem Auge, live und im
zeitlichen Verlauf. Im Gegensatz zur Verwendung von Schnittbilderverfahren wie der
CT oder
MRT erfolgt hier keine
Momentaufnahme, sondern das Gewebe kann ohne zeitliche Begrenzung aus verschiedenen Blickwinkeln und mit hoher
räumlicher Auflösung beurteilt werden.
Die Betrachtung der Oberfläche ermöglicht die Einordnung von Veränderungen des Gewebes bei Verdacht auf ein Malignom
oder entzündliche Veränderungen. Im Falle eines solchen Verdachtes ist die Koloskopie alternativlos.
Während der Untersuchung sind unmittelbar interventionelle Maßnahmen möglich. Kleine Tumore (inklusive Polypen)
können sofort entfernt, Blutungen koagulatiert oder mit einem Clip versehen werden. Alle Arten von kleineren
Blutungen oder Gefäßverletzungen können direkt mit Fibrinkleber versorgt werden.
In fraglichen Arealen können Biopsien entnommen werden. Für den Fall, dass ein Bereich für das Entnahmewerkzeug
nicht hinreichend gut zugänglich oder die Läsion zu flach ist, kann das Gewebe unterspritzt werden, um so
einfacher eine Abtragung vornehmen zu können.
Bei allen Eingriffen besteht prinzipiell die Gefahr einer Perforation. Diese ist in normalem Gewebe jedoch sehr
gering, da es erheblicher Kräfte bedarf, um mit einem Endoskop die Wand des Kolons zu durchstoßen.
In (hoch)entzündlichem Gewebe ist die Perforationsgefahr allerdings signifikant erhöht, da der Gewebewiderstand
verringert ist.
In diagnostischer Hinsicht liegt die Grenze des Verfahrens im Bereich der Mikroskopie, wobei Biopsien den
Rahmen der Beurteilbarkeit erweitern.
Therapeutisch können kleine und mittelgroße Blutungen gestoppt werden.
Die größte Einschränkung liegt darin, dass Stenosen oder Verschlüsse ein nahezu absolutes Hindernis darstellen.
Zu versuchen, sie mit "Gewalt" zu durchbrechen kann lebensbedrohliche Perforationen provozieren.
Die Koloskopie wird üblicherweise von Gastroenterologen/innen angeboten. Auch Allgemeinchirurgen/innen haben
gehäuft eine Erlaubnis, das Verfahren durchzuführen.
Der Aufwand für eine Untersuchung ist vergleichsweise gering, es braucht nicht einmal unbedingt besonders
geschultes nichtärztliches Personal, wenngleich entsprechend ausgebildetes Personal eine erhebliche Erleichterung
für den Untersucher darstellt.
Die Koloskopie kann zur Entfernung von Fremdkörpern eingesetzt werden.
Typische Indikationen
- Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung kolorektaler Karzinome (Goldstandard)
- V.a. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- unklare Blutungen
- chronische Unterbauchbeschwerden
- Verdacht auf ein Malignom des Dickdarms
- Entfernung von Fremdkörpern
- Tumorsuche insbesondere bei unklarer Gewichtsabnahme oder Metastasen bei unbekanntem Primärtumor
- Verdacht auf eine sonstige entzündliche Darmerkrankung
- unklare chronische Stuhlgangsveränderungen wie Verstopfung (Obstipation) und/oder Durchfall (Diarrhoe)
- Kontrolluntersuchung nach Darmkrebstherapie und/oder Polypektomie
- Verdacht auf Divertikelkrankheit
Prinzip
In der klassischen Koloskopie wird ein spezielles Endoskop, das Koloskop, verwendet, bei dem es sich um einen beweglichen
Schlauch handelt, der mit einer Videooptik ausgestattet ist, welche die Bilder auf einen Monitor überträgt.
Diese Bilder entsprechen in Echtzeit dem, was mit der Kamera aufgezeichnet wird.
Das Instrument wird schrittweise über den Mund eingeführt und bis zum terminalen Ileum vorgeschoben. Um das Fortkommen
voranzubringen kann Luft eingepumpt werden, was den Abschnitt vor dem Endoskop aufdehnt. Am ileozäkalen Übergang
angekommen wird vorsichtig die Ileozökalklappe geöffnet und das terminale Ileum betrachtet. Das Endoskop wird nun
schrittweise zurückgezogen und dabei der gesamte Dickdarm beurteilt.
Mit Hilfe von Arbeitskanälen können verschiedene Werkzeuge während der Untersuchung unmittelbar in das Arbeitsfeld
eingebracht werden. Dazu zählen Instrumente zur Koagulation, zum Auftragen von Fibrinkleber, zum Abtragen von Polypen,
zur Entnahme von Biopsien sowie zum Unterspritzen von Gewebe.
Im Rahmen einer Rektoskopie wird in der Regel ein starres Arbeitsinstrument verwendet, das bis zum Rektum vorgeschoben wird.
An der Untersuchungstechnik hat sich bis heute wenig verändert, jedoch sind die Geräte deutlich weiter entwickelt.
Standard sind heute hochauflösende Kameras und Bildschirme, des Weiteren können eine Vielzahl von Filtern eingesetzt
werden, die live während der Untersuchung über das Bild gelegt werden können. Dies erlaubt häufig bereits die relativ
sichere Differenzierung von malignem und benignem Gewebe nur anhand bildmorphologischer Kriterien.
Neue Geräte verfügen zudem über Optiken, die erhebliche Vergrößerungen ermöglichen und sich damit bereits an der Grenze
zur in vivo-Mikroskopie befinden.
Beteiligte Strukturen
Dargestellt wird das Rektum, das Kolon und das terminale Ileum von luminal, makroskopisch und teilweise mikropskopisch.
Mit Hilfe von Farb- und anderen Filtern werden zusätzlich auch Strukturbestandteile und Gewebeeigenschaften abgebildet,
die das menschliche Auge nicht zu erfassen vermag. Zudem können mithilfe solcher Filter auch Gefäße sichtbar gemacht
werden, ohne, dass Kontrastmittel verwendet werden braucht.