ERCP und MRCP
Übersicht
Vorteile, Nachteile
Grenzen und Möglichkeiten
Typische Indikationen
Prinzip
Beteiligte Strukturen
Übersicht
Die retrograde Cholangiopankreatikographie (RCP) ist ein diagnostisches Verfahren zur Darstellung zur Darstellung des
Gallengangsystems und der Hauptausführungsgänge des Pankreas.
Dieses Verfahren existiert in zwei sehr unterschiedlichen technischen Ausführungen, die jedoch auf Grund der
gemeinsamen Indikation hier gemeinsam behandelt werden.
Vorteile, Nachteile
ERCP
Vorteile:
- breite Verfügbarkeit
- Diagnostik und Therapie in einem Arbeitsschritt
- lange bekanntes Verfahren, dessen Einsatz erprobt ist
Nachteile:
- Strahlenexposition
- allgemeine Gefahren, die mit endoskopischen Eingriffen einhergehen
- die ERCP selbst kann eine akute Pankreatitis auslösen
MRCP
Vorteile:
- kein Kontrastmittel, keine Strahlenexposition
Nachteile:
- nicht so hohe Verfügbarkeit
- keine therapeutische Intervention
Grenzen und Möglichkeiten
In Bezug auf die Darstellung der anatomischen Strukturen ist keines der Verfahren dem anderen maßgeblich über- oder unterlegen.
Die ERCP ist sowohl zur Diagnostik, als auch zur Therapie geeignet, was jedoch mit höheren Risiken einhergeht. Zudem
ist Strahlenexposition gegeben, welche für bestimmte Patientengruppen die Indikation einschränkt. Weil das Verfahren
jedoch bereits recht alt ist, ist es auf breiter Basis verfügbar.
Der Zeitaufwand für eine einzelne Untersuchung kann jedoch sehr hoch sein. Wie bei allen interventionellen Verfahren
können mechanische Hindernisse und anatomische Variationen die Dauer der Durchführung bis auf mehrere Stunden strecken.
Im Gegensatz dazu ist die Dauer einer MRCP immer gleich, da das gleiche Programm bei jedem Patienten gefahren wird.
Kontraindikationen entsprechen lediglich denen einer regulären
MRT ohne Kontrastmittel.
Weil MRT-Geräte zwar grundsätzlich überall verfügbar sind, aber die entsprechenden Programme nicht überall durchgeführt
werden, ist die Verfügbarkeit verringert. Zudem sind freie Termine weniger einfach verfügbar als für eine ERCP -
ambulant und in Kliniken.
Da die MRCP nur der Diagnostik dient, folgt einem positiven MRCP-Befund immer noch ein weiterer therapeutischer Schritt.
Dabei kann es sich um eine konservative Therapie, ein operatives Verfahren oder eine ERCP handeln.
Typische Indikationen
ERCP
zur diagnostischen Abklärung:
- V.a. Tumore des Gallensystems (z.B. Klatskin-Tumor)
- Entzündungen (Cholelithiasis, Cholezystitis und Cholangitis, Autoimmunerkrankungen)
- Fremdkörper
therapeutisch:
- Einbringen von Stents (therapeutisch oder palliativ)
- Ballonierung der Gallenwege, des Pankreasganges und der Papilla duodeni major
- Entfernung von Fremdkörpern
MRCP:
- gleiche diagnostische Indikation wie die ERCP
Prinzip
Das deutlich ältere Verfahren ist die ERCP, die endoskopisch-retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP).
Dabei handelt es sich um
radiographisches Verfahren, bei dem unter Durchleuchtungsdarstellung (Fluoroskopie)
Gallenwege, Gallenblase und Pankreasgang mit Röntgenkontrastmittel gefüllt und dargestellt werden.
Dabei wird über den Mund und den Magen ein Endoskop mit Seitblick in das Duodenum vorgeschoben und die Papilla
duodeni major aufgesucht.
Das Kontrastmittel wird dann retrograd, entgegen der normalen Flussrichtung der Gallenflüssigkeit, in die Gallenwege
eingebracht. Anschließend wird eine fluoroskopische Röntgenaufnahme durchgeführt, mit der die Gallenwege dargestellt werden.
Über einen Arbeitskanal können verschiedene Geräte eingebracht werden. Das ermöglicht das Einbringen von Stents, die
Ballonierung der Gallenwege oder das Entfernen von Fremdkörpern. Zudem können Gewebeproben entnommen werden, außerdem
ist die
sonographische Untersuchung des Gallenganges von innen möglich (intraduktaler Ultraschall, IDUS).
Gelingt das Vorschieben der Instrumente in den Gallengang nicht, kann die Papillenöffnung mit einem speziellen Katheter
aufgeschnitten werden (endoskopisch ausgeführte Papillotomie, EPT). Auch eine Aufweitung der Papille mithilfe eines
Ballons ist möglich.
Die ersten ERCPen wurden bereits Ende der 1970er Jahre an der Universität Bonn durchgeführt.
Auf einem völlig anderen Prinzip basiert die Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP). Technisch gesehen
handelt es sich dabei um eine konventionelle Magnetresonanztomographie mit einem speziellen Auswertungsprogramm,
bei der das Wassersignal selektiv angeregt und die dabei gewonnenen Datensätze in eine dreidimensionale Darstellung
überführt werden.
Die Gabe von Kontrastmittel ist dafür nicht erforderlich.
Weil die MRT nicht-invasiv ist, sind keinerlei interventionelle therapeutische Maßnahmen möglich.
Beteiligte Strukturen
Obwohl beide Verfahren, ERCP und MRCP technisch auf völlig unterschiedlichen Prinzipien basieren, dienen sie (ausschließlich)
der selektiven Darstellung der Gallenwege und des Pankreasgangs.